Das Schlachtfest
von Detlef E. König
Der 99. Geburtstag der Erbtante, mit dem Willen diesen Ehrentag als Schlachtpartie mit den Honoratioren der Stadt würdig zu begehen, erfährt schon vom ersten Augenblick des Geschehens an eine Folge von Schwierigkeiten, die bis zum Ende nicht abreißt.
Turbulenzen beim Aufhängen des Lorbeerkranzes, rivalisierende Erbschleicher, oder Verhökerungsversuche des opulenten Festmahles zugunsten eines manipulierten Testamentes und das Graben nach dunklen Seiten der Erbgegner lässt das Misstrauen „Jeder gegen Jeden“ lawinenartig anschwellen. Denn dass die Erbtante einen “dunklen Fleck” auf ihrer sonst so blütenweißen Jungfräulichkeit zu haben scheint, will sich offenbar der nach außen so ehrenwert erscheinende Notar zu Nutze machen. Die traute “politische” Lobby-Gemeinschaft von Lehrerin, Pastorin und Bürgermeister wird dabei ebenso in die Wüste geschickt, wie auch sonst familiäre und freundschaftliche Bindungen komplett auf der Strecke bleiben. Die eigentliche Schlachtpartie findet jedenfalls durchweg im Zwischenmenschlichen statt, bei der alle “ihr Fett abbekommen”. Einzig der Hausherr, der alles von Anfang an zu seinen Gunsten lenken und steuern will, gerät durch einen “schwergewichtigen Schicksalsschlag” auf einen nie im Traum vermuteten Pfad, auf dem ihm niemand mehr etwas anhaben kann, und ihm sein “von Gott auferlegtes Eheweib” erst zuletzt nicht mehr im Wege steht.